… entweder der, der’s schreibt. Oder der, der’s liest.
Verstehen Sie alles, was Sie zu lesen vorgesetzt bekommen? Also ich nicht.
Das Problem ist nicht ganz neu, weil sich schon Kaiserin Maria Theresia damit herumschlug. Sie legte offenbar Wert darauf, von ihrem Volk verstanden zu werden. Und fand eine lässige Lösung:
Schriftliche Anordnungen mussten erst einmal durch einen, man verzeihe die flapsige Wortwahl, Deppentest. Verbindlich gemacht durch den „Buta-Ember“-Erlass, was auf ungarisch offenbar „einfacher Mensch“ bedeutet.
Behördliche Texte wurden immer zuerst einem Menschen mit maximal Volksschulbildung und durchschnittlicher Intelligenz vorgelegt. Wenn der verstand, was er da las, ging die Anordnung hinaus. Wenn er nur Fragezeichen überm Kopf hatte, wurde an der Verständlichkeit nochmal gefeilt. So war das damals im 18. Jahrhundert.
UND HEUTE?
Immer öfter nix verstehen!
Man muss dafür gar keine Extrembeispiele wie Behördenbriefe oder google-übersetzte Gebrauchsanweisungen für technische Geräte bemühen.Ich meine da eher: Zeitungsstorys, Nachrichtenmeldungen, Webtexte. Das ganz normale schriftliche Grundrauschen halt.
DIE PROBLEME – IMMER GLEICH:
- Elende Textwüsten und Satzmonster, die sich über viele Absätze hinziehen wie heißer Pizzakäse
- Fachbegriffe, Fremdwörter, Juristensprech oder Trendvokabel, die ohne weitere Erklärung in den Raum gestellt werden
- Gedankensprünge, die niemand nachvollziehen kann, der nicht im Hirn des Autors wohnt
- Und am schlimmsten: Selbstgefällige Anspielungen und Insiderwitze, die keine, pardon, Sau versteht.
Da wollen die Autoren offenbar irgendwas beweisen. Verstanden werden wollen sie nicht.
KLARE SPRACHE stellt immer den Leser – und nicht den Autor – ins Zentrum des Interesses. Was sollte der Leser über dieses Thema erfahren? Was will er wissen? Und wo könnte sein Wissenstand in dem Thema derzeit sein?
Genau da setzt das Konzept der „Leichten Sprache“ an. Ihr oberstes Gebot: Du sollst verständlich schreiben! In diesem Blog wird immer wieder mal von leichter Sprache die Rede sein, weil ich mich da über Jahre hineinarbeiten konnte. Das Konzept ist so straff, dass es auch noch gut funktioniert, wenn man es für behübschende Werte wie guten Textrhythmus, Humor oder Flockigkeit ein wenig aufweicht.
Denn: Einer muss sich immer anstrengen. Entweder der, der’s schreibt. Oder der, der’s liest.
Gute Autoren quälen sich. Nicht ihre Leser.
2 Kommentare
Flo · 3. März 2018 um 9:26
super geschrieben, vor allem „Flockigkeit“! TOP, weiter so 🙂
wp-admin · 3. März 2018 um 21:42
Danke Florian. Sogesehen machen wir mit unserem Blog hoffentlich noch lange keinen Punkt 🙂