Wie uns Covid-Masken dabei helfen können, besser zu kommunizieren
Was gedeutet das Verhüllen oder „Verglasen“ der Mundpartie für unser nächstes Gespräch? Wie wirkt es sich auf unsere Dialoge, unser Verstehen und generell unseren Kommunikation aus?
Darum soll es hier gehen. Und auch darum, wie wir es am besten anstellen können, dass trotz Maske und Shield bei unserem Gegenüber möglichst viel von dem ankommt, was wir sagen wollen.
Es geht hier nicht um die Diskussion ob das Tragen von Masken sinnvoll ist oder nicht. Auch um die Effizienz der unterschiedlichen Masken-Typen soll es hier nicht gehen. Es geht mir in diesem Post um den Einfluss, den Masken auf unsere Kommunikation haben und darum, zu diskutieren, wie wir trotz Masken mit anderen gut ins Gespräch kommen.
Mikromimik: Flüchtiges Huschen über unser Gesicht
Wenn ich schuldbewusst dreinschaue, dann nimmt mein Mund, genauer gesagt meine Ober- und Unterlippe eine bestimmte Position ein.
Ebenso tut sie das, wenn ich entspannt bin, etwas mit Genugtuung sage, verlegen lächle oder aufgeregt bin.
Diese Mimik, oft nur ein flüchtiges Huschen, können wir nicht verbergen oder verstecken. So gut wir dies auch manchmal versuchen.
Sind wir gerade enttäuscht, traurig oder aufgeregt, so schlägt sich dies augenblicklich in unserem Gesicht nieder.
Mehr zum wichtigen Thema Micro-Mimik und unbewusste Kommunikation am Blog von „Bewusste Kommunikation„
In den Gesichtern anderer lesen
Befinden wir uns im Gespräch, so ist das, was sich im Gesicht unseres Gegenübers gerade abspielt, eine gute Rückmeldung für uns.
Je nachdem, was sich im Gesicht unseres Gesprächspartners gerade abspielt, wir können in unserer Kommunikation darauf Bezug nehmen.
Wir können etwa nachfragen, etwas wiederholen, einen Punkt verstärken oder auf Zuhören umschalten. Wenn wir auf die Signale unseres Gegenübers, auf seiner Stirn-, Augen- und Mundpartie achten, können wir mit etwas Übung besser kommunizieren und uns dadurch auch besser verstehen.
Was denke mein maskierter Gesprächspartner gerade?
Was aber, wenn uns viele dieser gewohnten Informationen aus dem Gesicht unserer Gesprächspartner fehlen?
Wir müssen miteinander umgehen, ohne den gewohnten, fastautomatischen Zugang zu wichtigen Informationen zu haben, die uns das unmaskierte Gesicht normal bereitstellt“
Helmut Lederer, Psychologe Uni Wien (Kleine Zeitung,13.5.2020, S. 26)
Ich verstehe Sie nicht
„Tut mir leid, ich verstehe Sie nicht“. Spätestens nach der zweiten Wiederholung dieses Satzes bekommt die Stimme einen strengen, ja beinahe fordernden Ton.
Dialogen dieser Art können Sie jeden Tag mehrmals beiwohnen. Wir sind es einfach nicht gewohnt, durch Gesichtsmasken zu sprechen. Auch nach mehreren Monaten (noch) nicht.
Wege aus der Masken-Falle
Was also tun? Deutlich sprechen, klar. Auch stärker zu betonen und es mal langsamer anzugehen wäre da ein Thema.
Mit einer Maske im Gesicht kann ich eben nicht davon ausgehen, dass mein Informations-Tsunami mein Gegenüber auch tatsächlich erreicht.
Das war doch auch schon ohne Maske manchmal eine Herausforderung. Wir erinnern uns. Also langsamer, betonter und weniger staccatohaft.
Was noch? Mehr Pausen machen und kürzere Sätze zu sprechen, genau! auch das könnte funktionieren.
Was passiert aber, wenn wir Pausen machen? Der andere fällt uns ins Wort, denkt, wir wären längst fertig. Eine ganz normale Situation, ein ganz normales Missverständnis.
Bin ich auf genau dieses Missverständnis vorbereitet, fällt es mir ein Stückweit leichter, mich unterbrechen zu lassen, in keinen Wettkampf um das nächste Wort einzutreten.
Gelassenheit als Wunderwaffe für eine gelingende Kommunikation durch die Maske? Warum nicht. Aber das alleine macht auch noch keine Kommunikation so richtig rund.
Komme ich trotz Maske an?
Schon ohne Mund-Nasen-Schutz ist bekanntlich nicht gesagt, dass mein Gesprächspartner immer genau versteht, was ich sagen will. Wie soll das erst mit MNS und Shield funktionieren?
So gesehen können wir Gesprächspausen auch dafür heranziehen, darauf zu achten, ob das, was wir gesagt haben, auch wirklich angekommen ist.
Wunderwaffe Augenbrauen
Wenn wir gerade dabei sind, uns zu fragen, wie wir unsere Masken-Kommunikation besser hinbekommen können, dürfen wir keinesfalls auf die Augenbrauen vergessen. Sie in Zeiten wie diesen ganz bewusst einzusetzen, und länger (!) hochgezogen zu lassen, macht Sinn.
Hochgezogene Augenbrauen signalisieren unseren Gesprächspartnern , dass wir aufmerksam sind und zuhören. Hochgezogene Augenbrauen und ein bejahendes Nicken wirken Wunder. Und sofort ändert sich die Qualität unserer Kommunikation!
Lächeln hilft, aber Vorsicht!
Lächeln geht auch unter der Maske. Natürlich ist es für unser Gegenüber dann nicht sichtbar. Aber stimmt das wirklich? Nun, für die Mundpartie mag das zutreffen, doch macht das Lächeln etwas mit unserem ganzen Gesicht.
Wenn beim Lächeln Wangen und Jochbein nach oben wandern, werden rund um die Augen herum die kleinen Fältchen sichtbar. Kleine Fältchen mit großem Unterschied!
Es sind diese Fältchen, die echtes, ehrliches Lächeln vom sattsam bekannten aufgesetzten oder „professionellen“ Lächeln unterscheiden. Jeder kennt dieses Lächeln und mag es nicht sonderlich. Warum auch, es ist schließlich auch nicht ernst gemeint.
Wie uns Masken beim Kommunizieren helfen können
Dass wir jetzt Masken tragen, kann unserer Kommunikation langfristig zum Vorteil gereichen. Masken bringen viele von uns an den Rand des Wahnsinns, sie ärgern und stören uns. Sie behindern unsere Kommunikation, weil beim anderen durch die Maske oft nur noch Genuschel ankommt.
Dass wir aber trotz Maske verstanden werden wollen, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das, was durch die Maske behindert wird und trotzdem funktionieren muss: Unsere Kommunikation.
Müssen wir nun – dank Maske – noch stärker darauf achten, was bei unserem Gegenüber ankommt, müssen wir noch genauer zuhören und Pausen machen, noch öfter nachfragen und in noch kürzeren Sätzen sprechen, unsere Kommunikation verbessert sich zwangsläufig. Unsere Gesprächspartner werden es uns danken.
Wir sehen also, dass Covid-19 Masken unsere Kommunikation nicht nur behindern, sondern, ganz im Gegenteil, sogar verbessern können. Machen wir aus der Masken-Not also eine Tugend und sorgen wir dafür, das unsere Gespräche davon profitieren!
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