Was wurde darüber nicht schon gekeppelt? Englische Ausdrücke in der Zeitung: Dreimal pfui! Oder – für manche noch schlimmer: Bundesdeutsche Begriffe in Kinderbüchern. Quasi der Teufel in Buchstabengestalt. Seltsamerweise oft für genau jene (österreichischen) Eltern, die mit ihren Kindern nur gepflegtes Hochdeutsch sprechen…
Bellen & Grunzen forever!
Ich frag mich dann: Was is’ mit denen? Die wollen etwas in Stein meißeln, das von Grund auf dynamisch ist. Sprache entwickelt sich weiter, indem sie von anderen Sprachen beeinflusst wird. Wörter werden ausgeliehen, manchmal ein wenig abgewandelt – und dann eiskalt einverleibt. Wäre das anders, würden wir alle noch bellend und grunzend miteinander kommunizieren.
Und wir hätten viele schöne Ausdrücke niemals kennen gelernt. Genieren, delogieren, Reportage etwa versteht heute jeder – stammen aber aus einer Zeit, in der Französisch en vogue war. Heute ist es Englisch, Computerzeitalter und Globalisierung sei Dank. Und Bundesdeutsch, weil der österreichische Markt halt zu klein ist für so viele TV-Kanäle, um Kinofilme extra zu synchronisieren und alle Kinderbücher einzuösterreichern.
So what?
Dieses ständige Sprach-Morphing ist doch spannend. Und als Schreibende/r hat man die heilige Pflicht, sich dafür zu interessieren. Man muss ja nicht aus jedem Schauen ein Gucken machen; oder aus jeder Übereinkunft ein Agreement. Aber es ist wichtig, dranzubleiben. Weil:
* So bleiben Texte „state of the art“. Welcher Maler pinselt heute noch Barockfiguren? Geschriebene Sprache unterliegt – wie alle anderen kreativen Ausdrucksformen – auch Strömungen und Moden. Nix schlimmer als ein Text, der sich liest, als wäre er im letzten Jahrhundert verfasst worden.
* Die Leser-Chance auf Aha-Erlebnisse. Persönlich hab ich immer eine diebische Freude daran, wenn sich mir ein neues Wort aus einem schriftlichen Kontext heraus erschließt. Warum soll man als Schreibender seinen Lesern so ein Erfolgserlebnis vorenthalten? Also: Neologismen („neue“ Wörter, Wortneuschöpfungen) konsequent einbauen – mit dem nötigen Erklärungsgerüst rundherum, logisch.
* Die Spielfreude steckt an. Wörter aus anderen Sprachfamilien bewusst und dosiert einflechten, kann einem Text Esprit und Humor bringen. Mit Sprache spielen ist beim Texten einfach lustig. Diese good vibes springen automatisch auf den Leser über. Ergo: Alle haben Spaß! Das klingt doch gut.
Und noch ein Wort an die Sprachpolizisten, die das gute alte österreichische Deutsch in Gefahr sehen: Bitte, auch Dialektwörter können Texte bereichern. Weil es dafür oft keine Alternativbegriffe gibt. Genauso wenig wir für manche englische, spanische, bundesdeutsche oder sonstwie Wörter.
Kommt immer nur drauf an, was man ausdrücken will.
Und vor allem: Wie.
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